Fremd sind mir die Horden landhausbemodeter Menschen, die schlagergrölend auf den Höhepunkt des Tages hinsaufen – die vollgsoachte Lederhosn und das vollgekotze Dirndlimitat.
Fremd sind mir die dunkelbeanzugten Herren, die den proseccerlschlürfenden Damen freundlich zunicken, bevor sie sich von ihnen in der Besenkammer den letzten Rest von Kunstverständnis wegblasen lassen.
Fremd sind mir die Vorstandsherren, die sich von geschniegelten BWL-studierten Rollkofferschiebern auf der Durchreise vorrechnen lassen, wieviel Kohle sie in die Hochglanzbroschüren stecken müssen, mit denen sie der Belegschaft die Einsparmaßnahmen und Entlassungen schmackhaft machen werden.
Fremd sind mir die Frauen, die schwarzverhüllt und sehbeschlitzt die Millionen verbraten, die ihnen ihre Gatten als Brosamen aus ihren Waffen-, Öl- und Sklavengeschäften mit auf den Weg gegeben haben.
Fremd sind mir völkischplärrenden Aluhutträger, die, ihren Gartenzwergen nicht unähnlich, meinen, sie hätten sich ihre Daseinsberechtigung doch durch ein Handtuch gesichert.
Fremd sind mir die drei sonderbeschulten Abendlandschaftspfleger, die viersinddasvolkgrölend öffentliche Plätze beschmutzen.
Fremd sind mir die bekutteten Himmelreichversprecher, die kleine Buben zur After-Work-Andacht bitten.
Fremd sind mir die biobetuchten Damen, die beim veganen Stehempfang eine Halbliterpfandflasche mit linksdrehendem Heilwasser für ein Dorf in Afrika spenden.
Fremd ist mir der Flüchtling, der immer wieder in einer mir unverständlichen Sprache von seinen im Mittelmeer ertrunkenen Brüdern erzählt.
Mit vielem, was mir fremd ist muss ich leben. Nicht mit allem.