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Die Zeit der Fruchtfliegen
(„Time flies like an arrow, fruit flies like a banana.“ Groucho Marx)
 
Die Zeit der Fruchtfliegen schien vorbei. Nach meinen Erfahrungen der letzten Jahre hatte ich beschlossen, diesen Sommer ohne Obst und Beeren zu überstehen. Ich habe alles aus meinem Haushalt verbannt, was diesen lästigen Mitbewohnern als Nahrung dienen könnte. Glaubte ich. Über die damit verbundenen Mangelerscheinungen möchte ich an dieser Stelle nicht reden. Ich war bereit mit diesen zu leben, wenn ich mir nur diese Fruchtfliegen vom Leib halten könnte.

Die ersten Sommertage waren eine Wohltat. Nach einem insektenlosen Winter schien es so, als würde mein Verzicht auch diesen Sommer erträglich machen.

Ich sollte mich getäuscht haben. Es war einer dieser schwül-warmen Abende, die man am besten draußen verbringt mit Freunden, Bier und Radi. Aber eine seit ein paar Tagen schon andauernde Müdigkeit, verbunden mit Muskelkrämpfen und Verdauungsstörungen zwang mich zu Hause zu bleiben. Wenigstens den Abfall wollte ich noch nach draußen bringen. Und da sah ich sie – Fruchtfliegen! Sie hatten sich rund um meine Abfalltüte gesammelt. Kleine schwarze Punkte, die fliegen konnten. Ich versuchte, so viele wie möglich von ihnen in der Mülltüte gefangen zu nehmen und schleppte mich samt Tüte zum Abfall-Container im Hof.

Die nächsten Tage verbrachte ich mit der Beobachtung der Lage. Woher kamen die fliegenden Punkte? Ist meine Entsagung vergebens gewesen? Hat mir meine Freundin neulich heimlich eine Banane eingeschleppt? Und dann entdeckte ich es: meine Drosophilidae hatten sich auf Kaffee spezialisiert. Und zwar auf den Kaffeesatz, der nach dem Brühen in meinem Vollautomaten zurückblieb. Sie sammelten sich überall, wo sie etwas von diesem Stoff abbekommen konnten. Habe ich versehentlich eine neue Fruchtfliegenart gezüchtet? Die Kaffeesatzfliege? Die Drosophilidae coffeinensis?

Nun wusste ich, es würde noch härter für mich kommen! Ich musste die Maschine reinigen, alle Kaffeesatzreste entfernen und für den Rest des Sommers auf Kaffee verzichten. Meine vitaminmangelbedingten Ausfallerscheinungen erlaubten es mir auch kaum, um die Ecke ins Cafe zu gehen, um mir den lebensnotwendigen Stoff zu besorgen.

Nun lebe ich schon eine Woche ohne Kaffee. Es ist hart, aber erfolgreich: die Fruchtfliegen sind weg.
Ich habe den Kampf für dieses Jahr gewonnen!

ICH BRAUCHE ABER MEINEN KAFFEE!

Noch während ich diesen Satz mit letzter Kraft in die Tastatur tippe, erscheint ein schwarzer Punkt auf meinem Bildschirm. Und noch einer. Und noch einer…Die Fruchtfliegen sind wieder da – dieser Kaffeesatz eben hat sie angelockt…

Morgen kauf ich mir wieder eine große Tüte Kaffee. Und Bananen. Und Äpfel. Und dann warte ich die paar Tage ab bis es kälter wird und die Fruchtfliegen von den asiatischen Killermarienkäfern abgelöst werden.


© 2014 - 2019 Arno Jauernig, München
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