Alles geht vorbei Ich sitz auf der Parkbank, es ist fast halb drei, da geht eine schöne Frau vorbei. Die Augen blau, die Locken blond, entschwindet sie bald am Horizont. Das Haar verspielt im Winde wehend war sie bei mir – vorübergehend. Auf der Suche
Alle suchen, manche finden. Lauter ungeträumte Träume. So viel Buchen! So viel Linden! Wo früher Wald war, sind heut' nur noch Bäume. Man sucht die Nadel in 'nem Haufen Heu. Wo ist die allerbeste Ware? Man macht gestohlene Pferde scheu und findet nur in jeder Suppe büschelweise Haare. Überall Feuer und kein Rauch. Die Themen tief in ihrer ganzen Breite. Ich glaub, ab morgen such ich auch. Und was liegt näher, als das Weite! Reisen Ich mag sie nicht, die weiten Reisen, bin lieber da, wo ich auch wohne. Wo ich auf ganz verschiedne Weisen mich für mein Dasein selbst belohne. Wo ich nach einem Tag am Strand gleich hinter meiner Zimmerlinde eine ganze Menge Sand versteckt in meinem Hausschuh finde. Wo ich, nach des Tages Last, in meiner Hütte sitz beim Braten. Und wenn ich lausche, hör ich fast das Echo meiner guten Taten. Oft sitz ich am Gedankenfluss und seh mir zu beim Treiben. Dann denke ich mir, nein ich muss nicht weg, ich kann gut bleiben. Bleiben Von allen Texten, die ich je geschrieben ist mir kein einziger geblieben. Auch wenn mir einer nicht gefällt, ist er nun draußen in der Welt. Nur die sind bei mir bis zum Grabe, die ich nicht festgehalten habe. (Oje, das hat hier keinen Zweck – jetzt ist schon wieder einer weg…) Zum Zug Verzeih mir, meine Liebe, ich muss jetzt geh‘n, denn wenn ich bliebe, würde ich mich gehen lassen und den nächsten Zug verpassen. Sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht: Lass Du Dich gehen – ich lass Dich nicht! Leg Dich zu mir auf meinen Bauch, zum Zug kommst Du heut bei mir auch. Im gleichen Fluss Wenn Du mir nah bist und die Zeit steht still, steigen wir mal um mal um mal und immer wieder in den gleichen Fluss. Die Ewigkeit geht in Verlängerung, die stillgelegte Zeit wird einfach hinten angehängt. Entfernst Du Dich, beginnt erneut das Treiben und beide streben wir zu einem Ufer, das sich rettend nennt. Dort sitzen wir und sehn die Ewigkeit vorüberströmen und halten in den Herzen fest was für die Reise nicht bereit. Woas mas Ma waos ja nia, wia späds no wead und ob aufd Nacht da Wind aufheat. Ma woas ja nia, was so a Nacht mit oam und seine Träume macht. Es kannt ja sei, dass völlig unerwartet a Liabschaft jetzad grade startet und in a Stund am Isarstrand geht ma mit ihr Hand in Hand. Und wias na mit ihr weidageht …ma woas hoid ned. Ma woas ja ned, ob am Himme de Stern zu am großn Zauberspektakel ghean. Und wia se da Amor obeplogt, damit in sternklarer Nacht da Blitz eischlogt. Es kannt ja sei, dass völlig unvorbereitet zwoa Menschen das Bewusstsein entgleitet. Man nimmt se in Arm und der erste Kuss weist oam den Weg, auf dem’s weidageh muas. Und ob de Liab no nach zehn Somma besteht …des woas ma no ned. Ma woas ja ned, obs imma guad is zu wissen, weil wenn ma ois woas, gibt’s nix zum Vermissen. Ma hod so a Ahnung, aba gar nix is gwiss ma woas nur, dass schee is und ma hod bisserl Schiss. Es kannt ja sei, dass sie jetzt zum Leben ghead, oane zum Lacha, mit der ma a reard. Oane, die a jede Sommernacht mit eam zu am Zauberspektakel macht. Und is dann der Winter a nimma grau …na is es soweit und ma woas ganz genau… Blätterleben Jetzt ist es Herbst, die Blätter fallen, doch bevor sie auf den Boden knallen, haben sie sich über Nacht noch einmal richtig feingemacht. Grell geschminkt in gelb und rot, voll Tatendrang und ohne Not, machen sie nicht ohne Grund unsre Welt noch einmal bunt. Dann lösen sie sich von den Ästen und nicht nur die allerbesten, alle stürzen nun zur Erde und hoffen, dass bald Winter werde. Dann werden sie den Schnee wohl nützen, die Wurzeln ihres Baums zu schützen. Und sie sind Teil von dieser Kraft, die Raum für neues Leben schafft. Im Frühjahr wird man dann an Buchen oder Linden sie in den jungen Trieben wiederfinden. Auch ich bin wie das Blatt am Baum Und lebe diesen bunten Traum. Denn ganz bestimmt werd ich nicht jünger, doch taug ich allemal als Dünger für das farbenfrohe Leben nach dem wir und die noch kommen streben. Sommerhitze in der Stadt Nur dumpf bahnt sich der Lärm der Straße durch glühend heiße Luft den Weg zu meinem Ohr. Das Leben gibt sich einer Trägheit hin, und löst sich auf, so kommt’s mir vor. Die Menschen haben aufgehört zu atmen, der Sauerstoff erreicht sie durch die Poren ihrer Haut. Sogar die Zeit hat Mühe jetzt voranzuschreiten und torkelt wie ein schwereloser Astronaut. Diese gnadenlose schwere Hitze und dieser feuchte Schweiß auf meiner Brust gaukeln mir vor, es sei ein Liebesakt, die Atemlosigkeit Ergebnis meiner Lust. Als würden sich die Filme auf zwei Körpern zu einem Salzmeer jetzt vereinen. Dabei tut doch die Sonne nur was sie tun muss, nämlich scheinen. Schon morgen wird ein kühler Regen uns wieder Luft zum Atmen schenken. Ein frischer Windhauch kündet schon davon, fast ist mir so, als könnt ich wieder denken. Schnell wird mir klar, ich täusche mich, denn vorne an der Ampel seh ich - Dich. Für immer jetzt Bliebe die Zeit wohl stehen, nur ich ging immer weiter, es wäre immer jetzt das Barometer stünde stets auf heiter. Ich käm an Orte, die schon längst vergangen feierte Feste, die noch gar nicht angefangen. Ein Hier und Da wär nie ein Dann und Wann und wär die Liebe aus, fing sie sogleich von vorne an. Erinnerung wär zugleich eine Ahnung von dem was ein paar Meter weit passiert. Die Kirchturmuhr wär nichts als Mahnung, den Moment der Leben heißt zu leben, ungeniert. Die Sommersonne schien auf meine nackte Winterbrust und buntes Herbstlaub weckte meine Frühlingslust. Bliebe die Zeit wohl stehen und auch mein Weg wär nicht mehr weit, all die Feste, all die Liebe, all die Lust wären ein Teil meiner ganz eignen Ewigkeit. Flirt Da haben wir wohl eine Grenze überschritten, für einen Flirt war‘n wir uns einen Augenblick zu nah. Es war die Lust, die uns in dem Moment geritten. Es war nicht richtig und doch wunderbar. Jetzt weiche ich ein kleines Stück zurück, Du tust’s mir gleich, hüllst Dich in Schweigen. Die Grenzen sind gesichert und zum Glück kann ich mich wieder mit Dir zeigen. Wie lang das gut geht, können wir zurzeit nicht sagen, es kann gut sein, der nächste Augenblick will mehr. Dann bleiben unsre Blicke aneinander haften und sie tragen uns hin zu einem kleinen Grenzverkehr. Am Ende Was im Winter einst begonnen, ist im Frühjahr nun vorüber. Das Eis, es schien schon fast zerronnen, wird nun zu Tränen und die Tage werden trüber. Während im Draußen alles grünt und blüht, stirbt im Innern ein Verlangen. Hab ich mich nicht genug bemüht? Mein totes Herz hält meine Liebe nun gefangen. Nur eine kleine Knospe bewahr‘ ich für Dich auf und eine kleine grüne Ranke. Die nehm‘ ich mit, egal wohin ich nunmehr lauf, denn sie sagen zu Dir: Danke. Vorbei Langsam verblasst die Erinnerung. Das feurige Rot der ersten Tage ist einem faden Rosa gewichen mit der Zeit. Ein gnädiges Grau hat sich über all die Bilder gelegt, die heute nicht mehr schmerzen, mich nicht mehr erregen. Doch plötzlich stehst Du vor mir mit diesen unfassbar roten Lippen. Du, die Sonne Wenn sich die Sonne schon die Mühe macht und für uns alle täglich lacht. Wenn sie statt nur ins Bett zu gehen nicht nachlässt täglich aufzugehen. Wenn sie die ganze Runde dreht, nicht nur am Horizont rumsteht. Wenn Wolken sie manchmal verdecken lacht sie drüber, spielt Verstecken. Wenn sie uns Wärme gibt und Kraft und täglich neues Leben schafft. Wenn sie nicht müde wird zu scheinen, und das für alle, nicht nur einen. Dann könnten wir doch danach streben, auch selber etwas abzugeben. Jeder könnt‘ mit seinem Schein selbst Sonne für die andern sein. Ohne Anseh‘n einer Rasse, einer Religion und Klasse ganz egal ob arm, ob reich die Sonne, Du und ich, wir scheinen dann für alle gleich. Spätsommerblume Die Sommersonne zeigt sich noch in Deiner Blüte, und rettet sich mit Dir in eine trübe Zeit. Sie wärmt uns noch in ihrer grenzenlosen Güte, der kalte Herbstwind macht sich schon bereit. Wirst Du noch da sein, wenn die ersten Blätter fallen, wirst Du mich trösten mit beschwingter Farbenpracht? Werd ich mich gar nochmal in Dich verknallen und Deine Sommerhitze spüren Nacht für Nacht? Winterregen Der Schnee kann sich heut nicht entscheiden Schnee zu sein und kommt als kalter Regen nieder. Nur eine stille Ahnung noch vom Flockesein, Erinnerung an Winterlieder. Bald wird die letzte Chance Schnee zu sein der warmen Frühlingssonne weichen und Eiskristalle werden uns allein in Bechern oder Tüten dann erreichen. Der Stein
Im Wald, vor einem Weg ein Stein. Mächtig, moosig, ungeschlacht. Es könnte der Fels in meinem Innern sein, der manchmal Druck in meinem Herzen macht. Ich seh den Stein und spür die Schwere. Auf meiner Brust liegt ein Gewicht. Ich wünschte mir jetzt leichte Leere, etwas, das frei macht, einen Weg zum Licht. Mein Blick, er weitet sich und ich gewahre, dass an dem Stein ein Balken hängt, damit man nicht den Waldweg fahre und die Natur zu sehr bedrängt. Und dann, erlösender Gedanke, der Stein der drückt, er öffnet auch die Schranke! Etwas, das lastet schwer wie Blei, macht oftmals zugleich Wege frei. |
Frühlingsgedicht Nr. 64 Hat der Frühling die Natur zu neuem Treiben einst gelockt, ist in all den Jahren auch in Dir die Lust erwacht. Meist hast Du dann im nächsten Sommer die ganze Sache doch verbockt und bist Dir sicher, dass für Dich so ein Hormongewitter keinen Sinn mehr macht. Du weißt, Du wirst Dich nicht nochmal verlieben, nicht mehr auf diesen ominösen Wolken schweben. Du hast Dir reichlich Zeit auf Wolke eins bis sechs vertrieben, die siebte musst Du Dir jetzt nicht mehr geben. Doch wenn dann wieder, wie in all den Jahren im Mai die Knospen sprießen, kommt vielleicht doch nochmal die Lust, sich jetzt zu paaren und ein liebes Leben zu genießen. Dann siehst Du SIE und fällst, naja, wenn schon nicht aus allen, dann doch zumindest raus aus Wolke acht und landest eine Stufe drunter, genau auf jener, die Dir so viel Sorgen macht. Doch Du wirst sehen, sie löst sich auf, bald strahlt ein wolkenloser Himmel. Das ist ein wunderbarer Lauf für Dich und Deinen lenzgeplagten Körper. Am Ende ist vielleicht von Wolke sieben nur ein Regenguss geblieben. Und es kann sein, dass Du vergisst, dass auch der Himmel schon der siebte ist. Frühlingshaft Mit blauen Bändern sanft in Frühlingshaft genommen, ein erstes Bad im Blumenmeer. Auf gelben Blütenwellen weit hinausgeschwommen, die Sonne gibt ihr Bestes her. Wie Blättergrün quillt schon die Lust aus allen Poren, wo man hinschaut – Triebe. Und hat man sich jetzt jemand auserkoren, hofft man, dass es so bliebe. Regenwolken im April Noch hängen schwere schwarze Regenwolken schwebend schweigend über Stadt und Land. Wie von groben Bauernhänden frisch gemolken ergießt sich ihre nasse Last auf Stein und Sand. Nur eine junge Frau im Bus liest und tippt voll echter Wonne. Sie kann nicht anders und sie muss strahlen wie die Frühlingssonne. Gedanken vor dem Altern (inspiriert von Günter Grass, „Winterliche Inschriften“) Irgendwann kommt mal die Zeit, ich glaube, ich werde sie hassen, da muss ich öfter mal die Sache mit den Frauen und auch Wasser lassen. Bei Günter Grass hat es zu guter Letzt für Ute gerade noch gereicht. Und ich hoffe immer noch, dass Annegret-Christine nicht viel mehr als nur mein Herz erweicht. Vielleicht schreib ich im übernächsten Winter nur noch die Initialen in den Schnee, Doch jetzt ist Frühling und ich freue mich, wenn ich das Knospen all der schönen Frauen seh. Viel zu viel Von allem hast Du immer viel zu viel genommen. Es war Dir trotzdem nie genug. Du wolltest auch den letzten Rest bekommen. Heut weißt Du, es war Selbstbetrug. Trotzdem glaubst Du ein Recht zu haben auf das letzte bisschen Glück. Doch weil das Glück mit allen seinen Gaben unendlich ist, bekommst Du nur ein Stück. Ein Stück Unendlichkeit, damit musst Du Dich nun begnügen. Und endlich ist es nun soweit, Du brauchst Dich jetzt nicht mehr belügen. Eine Zeit Wäre die Zeit eins Bliebe nicht stehen Und würde nicht vergehen Wäre ich eins Mit mir Und ich und ich und ich zugleich Ich hätte Kinderaugen Und die Kraft des jungen Mannes In mir loderte das Feuer des Rebellen Und alles Wissen oder Können Des erfahrenen Greises Lenkte mein Tun in wirkungsvolle Bahnen Ich könnte Dir als Kind begegnen Wir wären seit Ewigkeiten eins Und alle Liebe Die ich je erfahren und gegeben habe Wäre in einem einzigen Punkt vereint . Es wäre nie zu spät Und alles gleich zeitig Alles wäre recht so Wie es ist Nichts war Nichts wird sein Alles ist Zwischenräume Du hast meinen Liebesbrief gar nicht gelesen. Hast nur gesucht, ob was zwischen den Zeilen steht. Dabei ist er doch so nah bei Dir gewesen. Und auch so dicht, dass gar nichts mehr dazwischen geht. So schick ich Dir mit meinem nächsten Brief ein blütenweißes Blatt und träume, dass dieses Mal definitiv mehr Platz ist für die Zwischenräume. Irgendwann Werde ich morgen der sein, der ich gestern hätte sein können? Hätte ich vorgestern sein wollen, wer ich übermorgen sein könnte? Wird es irgendwann noch wichtig sein, was ich irgendwann gedacht hatte sein zu können? Irgendwann? 37° Wenn dieser Tag so heiß wär wie Du, ich würde glatt verglühen. Doch so wie’s ist, muss ich nur ab und zu die Kühlschranktür bemühen. Die Hitze brütet, lädt mich ein, im Schweiß zu baden, es fühlt sich an wie Fieber. Jetzt kühle Wickel machen um die Waden? Es gibt was Schöneres - da verglühe ich doch lieber. Man sieht sich Man hat sich umarmt doch nicht berührt. Man hat sich getroffen, doch nicht gespürt. Man hat geglaubt unter Menschen zu sein. Da waren auch viele, doch jeder allein. Allein mit der Frage Bin ich auch schön? Und was muss ich tun, damit’s alle sehn? Dabei hätte man sich besser vorgenommen, aufeinander zuzugehen, um gut anzukommen. A Song For You Die Lieder, die ich gestern für Dich geschrieben hab und war es auch nur in Gedanken, haben heute schon ihre Melodie verloren und auch der Rhythmus kommt ins Wanken. Die Texte, gestern noch voll erhabener Poesie mit einem betörenden Reim, sie haben sich heute aufgelöst zu waberndem Buchstabenschleim. Nur noch ein dumpfer, quälender Bass mäandert sich in meinen Brustkorb hinein. Selbst das ist nicht sicher, es könnte auch nur mein eigener kleiner Herzschlag sein. Sonstwie Ein Blick von Dir hat mich berührt. Vielleicht war’s auch die kleine Handbewegung. Den Klang der Stimme habe ich direkt gespürt, etwas in mir bebt vor Erregung. Ich sehe, wie Dein schöner Mund ein Lächeln sendet, als unsre Augen in einem Meer von Neugier schwimmen gehen. Ganz kurz nur habe ich mich abgewendet und hab Dich trotzdem überall im Raum gesehen. Es ist jetzt nicht die Zeit, die Dinge zu sortieren, nicht der Moment die Ordnung herzustellen. Jetzt wollen wir nur den Verstand verlieren und ihm verbieten, Urteile zu fällen. Wir geben den Gefühlen jetzt noch keine Namen, lassen sie Gefühle sein, ganz einfach so! Und auch die Namen, die sie einst von uns bekamen verschwinden jetzt im Nirgendwo. Vielleicht wird das, was uns in dem Moment berührt schon übermorgen Sonstwie heißen. Vielleicht wird es auch Liebe, was grad jeder von uns spürt und uns ein Leben lang zusammenschweißen. Das geflügelte Wort Das, was ich nunmehr höre, klingt doch schon wieder sehr beschwingt. Leicht abgehoben fliegt es über allem, was am Boden liegt. Es ist noch gar nicht lange her, da lag das Wort wie Blei so schwer faul und träg auf meiner Brust. Dann aber kam doch diese Lust und Flügel zierten nun mein Wort. Jetzt hört man’s hier und hört es dort, und manchmal wünsch ich mir, es bliebe. Es ist halt mehr als nur ein Wort, es ist die Liebe. Der Alte Die Jahre sind ins Land gezogen schön langsam wird er alt. Er hat das Leben aufgesogen, er war mal einer, der was galt. Was früher Geltung war entpuppt sich heut als Schein. Denn jetzt erscheint er sonderbar, wenn er versucht jemand zu sein. Ganz langsam kommen sie, die Dramen, denn immer öfter, dann und wann, bieten ihm schon alte Damen im Bus nett ihren Sitzplatz an. Hin und wieder zwickt es nun an Stellen, die war’n ihm früher unbekannt. Noch kommt die Lust in sanften Wellen, die Kerze ist noch nicht verbrannt. In den Zähnen Loch um Loch, er ließe sie sich gerne reißen, doch taugen sie letztendlich noch um ins Gras zu beißen. Und manchmal nistet sich ganz tief im Hirn eine Erinnerung aus seiner Jugend ein. Und seine tief zerfurchte Denkerstirn sagt ihm, das kann‘s noch nicht gewesen sein. In jungen Jahren hat er sich recht viel genommen. Nun, da er alt wird, ist es Zeit zu geben. Denn, ist erst mal der Tag gekommen, ist‘s sinnlos, sich was aufzuheben. Alter Mann, ich seh Dich täglich auf der Straße. Noch bist Du nur ein trüber Widerschein. Und ich frage mich in welchem Maße, will ich, wenn‘s soweit ist, wie Du oder doch ganz anders sein. Leise Ich bin leise, fall nicht auf. Ich nehm vergessen und vergessen werden gern in Kauf. Ich bin unsichtbar, ich will nicht stören. Ich nehm es hin und beklag mich nicht, will niemand auf mich hören. Nur manchmal denke ich mir still, es sei doch wunderbar, wenn’s nochmal wäre wie beim allerersten Schrei. Leise II Ich bin leise, werde kaum gehört. Auf diese Weise bleibe ich zwar ungestört, doch soll, was ich zu sagen hätte bleiben muss ich schreiben. In Dir ertrunken Jetzt bin ich doch in Dir ertrunken, hab zwar am Ende noch gewunken. Hilft mir noch wer? Hab ich noch Glück? Doch alle winken nur zurück. Sie halten mich für froh und munter und ich geh hilflos in Dir unter. Jetzt hab ich mich dem Los ergeben, hab abgeschlossen mit dem Leben. Es ist fast so als ob ich schliefe. Ich dümple rum in Deiner Tiefe, wo es so feucht ist und so kalt, wo es kein Licht gibt, keinen Halt. Jetzt bin ich ganz mit Dir vereint. Hab ich das wirklich so gemeint? Als ich sagte, Glück auf Erden, sei es, mit Dir Eins zu werden. Heut denk ich, so kann das nicht stimmen. Ach, hätt ich doch gelernt zu schwimmen! November (in Istrien)
November, leuchtend bunt und grell. Die Sonne warm, wie Gold so hell. Noch weigern sich die gelben Blätter, sich vom Ast zu lösen laden mich ein, mit ihnen in der Mittagszeit zu dösen. Ein Glas vom ersten jungen Wein bricht tausend Sonnen auf den Stein. Bald wird der Herbstwind auch das letzte Laub erfassen. Ich werde mich behutsam mit ihm fallen lassen. Jahresende Ein Jahr geht zu Ende, doch es ist nicht vorbei. Alles was schön war wirkt nach bis zum Mai. Auch Liebe und Lust halten gut bis August. Und wenn ich’s bewahre überdauert es Jahre. Herbst Und wieder fallen bunte Blätter, bedecken unsre Erde. Der träge Sommer tut, als hätt er nichts dagegen, dass bald Winter werde. Bald schon werden Drachen steigen und grau vermischt sich mit lebendig bunt. Noch einmal wird sich eine warme Sonne zeigen und mancher sucht sich seinen Ruhegrund. Alles, was in diesen Sommertagen in bunten Farben hat geblüht, will Lebewohl uns nochmal sagen, bevor’s im Farbenrausch verglüht. Und staunend stehe ich daneben: Was für ein reiches, buntes Leben! Spuren So, wie die sanfte Brandung des Meeres die Spuren meiner Füße verwischt, kaum sind sie in den weißen Sand gedrückt, so umspült ein gnädiges Lächeln meine kleinen Unarten und Verfehlungen und sie werden ins rechte Licht gerückt. So, wie der Fels der Brandung des Meeres für Jahrtausende widersteht und sich vom Wasser bespielen lässt, so unbeirrbar steht mein Herz inmitten aller Wirrungen, umspült von Liebe, sanft und fest. |