Südtiroler
Birte hat mir kürzlich mit glänzenden Augen und einem leichten Beben in der Stimme erzählt, dass sie jetzt einen Südtiroler hat. Naja, dachte ich mir, wenigstens kein Österreicher oder Schweizer. Näheres zu den Umständen des Zusammenkommens wollte ich eigentlich gar nicht wissen, weil mich solche Geschichten immer eher deprimieren. Birte drückte mir trotzdem einige Details über die Vorzüge ihrer neuesten Errungenschaft rein und ich versuchte so gut es ging wegzuhören. Eigentlich will ich ja nichts von Birte, aber die Geschichte mit diesem Südtiroler löste doch ein gewisses Unwohlsein in mir aus. Birte muss das bemerkt haben, denn sie wechselte abrupt das Thema und wir haben uns den Rest des Abends mit Inbrunst über Mobilität in der Stadt unterhalten. Eigentlich hätte der Abend mit Harmonie und vielleicht etwas mehr enden können, hätte Birte nicht beim Abschied noch einmal den Südtiroler ins Spiel gebracht. Sie wollte unbedingt, dass ich ihn mir mal anschaue und wir zusammen was unternehmen. Nur Birte zuliebe sprang ich über meinen Schatten und wir verabredeten uns schon für den nächsten Tag. Ich war etwas früher da und wartete bei einem Kaffee unter den Bäumen vor dem Café Münchner Freiheit auf Birte und ihren Südtiroler. Bilder vom jungen Luis Trenker bis zum reifen Reinhold Messner zogen an meinem inneren Auge vorbei. Bilder von Birte, wie sie sich schon im Basislager einem eispickligen Extrembergsteiger hingibt. Und dann sah ich sie. Birte, wie sie sich graziös und elegant dem Café näherte – auf ihrem neuen Cityroller. |
© 2014 - 2019 Arno Jauernig, München
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